beelogger

Schwarm mit mehreren Nachschwärmen

 

Unser beeloggerFreund Klaus aus Oberbayern berichtet über mehrere Schwärme, die er in kurzer Zeit beobachtet und begleitet hat. Lassen wir Klaus zuerst selbst darüber erzählen:

Bezüglich Schwärme bin ich seit letztem Jahr ein „Spezialist“ – 7 Schwärme!!! Alle eingefangen!!!

Auch ich habe erst seit 3 Jahren Bienen und bin noch relativ unerfahren, aber wegen Ruhestands habe ich einigermaßen viel Zeit.

Ich muss gestehen, dass ich die Bienen eigentlich nicht unbedingt natürlich schwärmen lassen will, wenn ich es auch nicht vehement verhindere und offensichtlich im Übersehen von Weiselzellen nicht schlecht bin. Für die Völker ist das Schwärmen ja bekanntermaßen von Vorteil. Man sollte den Schwarm wenn es geht natürlich erwischen, wie es mir ja erfreulicherweise bei allen gelungen ist.

Ich kann abgehende Schwärme vom Küchenfenster aus sehen (bin mittags oft zu Hause), der beelogger hat mir auch ca. 4 x Bescheid gegeben, zumindest wenn mehr als 2Kg ausgeflogen waren. Ich habe eine ausgesprochen schwarmfreudige Bienenkönigin 2019 bekommen und deren Nachkommen sind es auch. Beispielweise sind im „Zurückkehrfall“ nach dem Schwarmversuch am 26.4.2020, 3 weitere Schwärme ohne Rückkehr abgegangen und zwar am 28.04. und Nachschwärme am 10.05 und 16.05.

Ich habe ehrlicherweise dieses Volk nach dem ersten Schwarm (28.4.) nicht mehr sorgfältig kontrolliert. Dieses Volk ist im Moment mit das stärkste meiner ehemals 8 Völker (6 + 2 aus letztjährigen Schwärmen). Jetzt sind es 7, da ich gerade ein Volk mit einem anderen vereinigt habe (Drohnenbrütig, offensichtlich unbegattete Königin – diese entfernt).

Von den im letzten Frühjahr 6 Völkern sind 4 geschwärmt, eins eben 3x, eins 2x (6.5. und 16.5.) und zwei 1x (21.5. und 11.5), wobei das einzige mit einer anderen Königinnenherkunft nicht geschwärmt ist und eines bei dem ich offensichtlich besser aufgepasst habe.

Interessant war auch der nächste Schwarmabgang am 28.4. (Nr.2 im weiteren Text), der direkt bei der Durchsicht nach oben aus der offenen Beute vor mir abging. Ich hatte das vorher nicht bemerkt. Mit dem Öffnen der Beute war ich quasi kurz in einer Bienenwolke eingetaucht.

Klaus imkert in Dadant-Beuten. Hier werden wir das Volk unter die Lupe nehmen, das vier Schwarm-Ereignisse hatte (im Bild mit Zahlen markiert):

  1. Schwarmversuch,

  2. Abgang 1. Schwarm (nach oben beim Öffnen),

  3. Nachschwarm 1,

  4. Nachschwarm 2.

Gesamtüberblick über die ca. 4 Wochen mit 4 Schwarmereignissen

Im oberen Diagramm sind die nächtlichen Verdunstungsraten (Nektaraufdickung) dargestellt (die blauen schrägen Linien). Sie haben im linken Bereich alle die gleiche Neigung von 0,5 kg/Tag, das entspricht etwa 20g/Std. (später gegen Trachtende verringerte sie sich auf 15 g/Std)

Im mittleren Diagramm sind die gemessenen Innentemperaturen in der Nähe des Brutnestes dargestellt. Die Sensorposition liegt i.d.R. am Rand des Brutnestes, so werden manchmal Temperaturen deutlich unter 35°C gemessen (auch wenn sie mitten im Brutnest mit Sicherheit recht konstant sind).

Das Wetter war typisches Aprilwetter mit Nachttemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und maximalen Temperaturen um 25°C (Bild oben, unteres Diagramm).

 

Was ist zum Zeitpunkt 1 passiert?

Betrachten wir die Zeit davor im nächsten Diagramm: seit der Entnahme der Futterwabe ganz links (A), ist das Gesamtgewicht kontinuierlich gewachsen, um ca. 6,6kg bis es den Bienen zu eng wurde. Sie schwärmten bei Nr. 1., kehrten aber sehr schnell wieder zurück.

Was da nicht geklappt hat, bzw. warum sich der Schwarm anders überlegt hat ist schwer zu sagen. Dass die Bienen es ernst meinten zeigt der für Schwarmstimmung typische Temperaturpeak über 35°C. Die gemessene Brutnesttemperatur übersteigt sonst nie 35°C, in diesem Fall ist ein messbares Plus von ca. 1 Grad die Folge. Leider ist dieser Temperaturpeak erst unmittelbar vor Schwarmabgang messbar und daher als Vorhersagemerkmal nicht geeignet. Für die Imker, die nicht Vorort sind um dieses Ereignis zu beobachten, kann diese Information aber trotzdem sehr wichtig sein. Im Nachgang liefert dieser 1-Grad-Temperaturpeak eine Bestätigung, dass es sich nicht nur um das kurze “Zucken” der Wägzellen handelt. Ob es Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten gibt, hängt von vielen Faktoren ab. Ein berufstätiger Imker ist mittags i.d.R. nicht in der Nähe seiner Bienen. Unser beeloggerFreund Klaus war aber immer zur Stelle und konnte sie sogar alle einfangen.

Es ist davon auszugehen, dass Weiselzellen bereits bei der Entnahme der Futterwabe vorhanden waren. Am neunten Tag danach ist das oben beschriebene Ereignis eingetreten (1) -zu diesem Zeitpunkt waren die Weiselzellen bereits verdeckelt.

Die Zeit vor dem Schwarmabgang mit einem “Schwarmversuch” und dem 1-Grad-Temperaturpeak

Nach dem ersten Schwarmversuch wollte der Imker den Bienen Platz machen und hat einen Honigraum aufgesetzt. Das konnte die Stimmung bei der Altkönigin nicht mehr beeinflussen, eine oder mehrere Prinzessinnen wuchsen heran und haben sich möglicherweise schon mit “Quaken” angekündigt. Einen Tag nach der Erweiterung (bei Nr. 2 in Bild oben) ging ein Schwarm ab und kehrte diesmal nicht mehr zurück. Das ist der Schwarm, der Klaus bei einer Durchsicht überrascht hat und aus der geöffneten Beute nach oben wegflog.

Nach dem Schwarmabgang gibt es auch einige Auffälligkeiten im Restvolk ohne Königin, nächstes Bild. Die Brutnesttemperatur fällt, es kommt jetzt sowieso zu einer Brutpause, unteres Diagramm. Das bleibt so für einige Tage. Die Mitte des Brutnestes wird natürlich weiterhin “geheizt”, im Durchschnitt ist weniger Heizung erforderlich und es sind weniger Bienen da die Wärme erzeugen können. Die Necktarverarbeitung war nach dem Schwarm für 2 Tage komplett eingestellt (Bild unten, Stelle B und die rote waagerechte Linie im oberen Diagramm). Gleichzeitig war am nächsten Tag nach dem Schwarmabgang plötzlich kalt geworden, die Tages-HöchstTemperatur lag bei nur 10°C. Kein Flugwetter, dementsprechend auch kein Nektareintrag, aber die Verarbeitung des in den letzten Tagen eingetragenen Nektars hätte weitergehen können. Die fehlende Nektarverarbeitung hat in diesem Fall eher mit einer Neukonsolidierung der Bienen zu tun und dem Warten auf die junge Königin. Sobald zwei Tage später wieder Flugwetter herrschte ging alles fast unverändert weiter: Nektareintrag mit kleineren Mengen und Verarbeitung über Nacht mit gleicher Geschwindigkeit wie vor dem Schwarm (20 g/Std). Die Brutnesttemperatur kann man danach leider nicht weiterverfolgen, da kurz darauf der Sensor ausgefallen war und hatte nach der Reparatur offensichtlich eine andere Position.

Detaillierte Betrachtung der ersten 2 Schwarmereignisse (Nr.1 Versuch und Nr. 2 Schwarmabgang)

Ein Blick auf das Bild unten zeigt wieder eine Schlechtwetterperiode nach Nr. 2. Sobald die Temperaturen wieder anstiegen und 3 Tage gutes Flugwetter mit Nektareintrag herrschte, flog der Nachschwarm (Nr.3) ab. Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Bienen in dieser Zeit ständig das Schlechtwetter und ihren Schwarmtrieb in Einklang bringen mussten. Das muss für sie eine stressige Zeit gewesen sein.

Nach diesem Nachschwarm kam wieder eine weitere Woche Schlechtwetter wo die 10-Grad-Marke nicht überschritten wurde. Die nächtliche Verdunstungsrate fiel in dieser Zeit von 20 auf 15 g/Std. Es gibt keinen frisch eingetragenen Nektar mehr und es sind weniger Bienen übrig. Der früher eingetragene Nektar ist fast fertig zu Honig verarbeitet worden, der Gewichtsabfall entspricht etwa dem Futterverbrauch des jetzt verkleinerten Bienenvolkes.

Gesamtüberblick über die 4 Wochen mit zwei Schlechtwetterperioden

Die Brutnesttemperatur stabilisiert sich wieder auf hohem Niveau. Es ist davon auszugehen, dass eine der jungen Königinnen an den wenigen schönen Tagen ihren Begattungsfug erfolgreich absolvieren konnte und die neue Brut wieder da ist.

Beim ersten einigermaßen schönen Tag mit gerade mal 15°C am Mittag, flog wieder ein Nachschwarm ab, Nr.4, warum auch immer. Bei allen 4 Schwarmereignissen sind 1-Grad-Temperaturpeaks deutlich erkennbar, wenn auch erst unmittelbar davor.

Letzter Schwarmabgang und das Trachtende (alle blauen Linien haben einen Neigung von 15 g/Std)

Die Tracht befindet sich jetzt in letzten Zügen, nicht mal eine Woche später wird sie vorbei sein. Die schon zuvor eingestellte Verdunstungsrate von 15 g/Std. bleibt die ganze Zeit erhalten. Auch nach dem Trachtende fällt das Gesamtgewicht weiterhin mit dieser Geschwindigkeit. Die Bienen fliegen tagsüber, bringen aber nichts außer etwas Pollen zurück nach Hause. Bestenfalls haben sie irgendwo draußen gespeist und haben wenigstens keinen Hunger.

Wir danken Klaus für diese schönen Einblicke in die faszinierende Bienenwelt.