beelogger

Räuberei, diesmal etwas anders – ein Bienenkrimi

Albtraum eines jeden Imkers ist die Räuberei. Sie hinterlässt immer ein Chaos vor der Beute, klebrige Spuren, Wachskrümel und tote Bienen am Flugloch und auf dem Anflugbrett. In der Beute sieht es dann viel schlimmer aus – Spuren der Verwüstung und die meisten ausgeräuberten Völker können nicht ohne weiteres überleben. Weniger deutlich sind Anzeichen auf der anderen Seite, bei den „Räubern“.

Die Geschichte spielt sich Ende August 2020 ab. Die großen Trachten sind längst vorbei, dafür lauern überall Wespen und Hornissen. Immer wieder schaffen es einige besonders schlaue und/oder freche Wespen auch bei starken Völkern in die Beute hinein, was noch kein großes Problem ist. Die Bienen haben genug Futter und auch für solche kleinen Diebe bleibt etwas übrig.

Der Imker ist ständig in Sorge, dass seine Bienen nicht das Ziel eines großen koordinierten Räuberei-Angriffs werden. Dass die eigenen Bienen Räuber würden, darüber macht sich kein Imker den Kopf.

Zwei mit beeloggern ausgestatteten Bienenvölker stehen direkt nebeneinander. Zu diesem Zeitpunkt waren beide Völker auf 2 Zargen und hatten etwa die gleiche Volkstärke.

Auf einmal, spät am Nachmittag erhöht sich das Gewicht einer Beute um ca. 3kg, aber Vorort ist außer einem starken Flugbetrieb nichts Besonderes zu erkennen.

 

Was verrät uns der beelogger an dieser Stelle? Die orangene Linie zeigt die Lichtstärke, die Sonne geht gegen 6 Uhr auf, das Licht erreicht seine maximale Intensität gegen Mittag. Gegen 18 Uhr versteckt sich die Sonne hinter den großen Bäumen im Westen, die Dämmerung dauert bis etwa 20:40 Uhr.

Die schwarze Linie zeigt das Gewicht der Beute 1. Über Nacht bis ca. 6 Uhr sieht die Linie, wie mit einem Lineal gezogen aus. Mit dem Sonnenaufgang fliegen die Bienen ständig ab und zu, mit der Luftthermik nehmen auch Vibrationen zu, die Linie wirkt tagsüber unruhiger und weist größere Schwankungen auf. Beim Punkt 1, um 16:40 Uhr nimmt das Gewicht plötzlich ab, ab dem Punkt 2 nimmt das Gewicht wieder zu. Eine Biene wiegt ca. 0,1g, von Punkt 1 zu 2 nimmt das Gewicht um ca. 500g ab, es flogen also ca. 5000 Bienen ab. Unterwegs war das Vielfache davon, im Durchschnitt waren aber immer ca. 5000 Bienen außer Haus unterwegs. Der Punkt 3 entspricht genau dem Anfang der Dunkelheit (20:30 Uhr). Das Gewicht hat zwischen 1 und 3 um ca. 3kg zugenommen! Soviel haben meine Bienen in ca. 3 Stunden eingetragen – in einer trachtlosen Zeit.

Die rote Linie, das Gewicht der Beute 2 ist auch nicht ganz uninteressant. Zwischen Punkt 1 und 2 waren viele Bienen in der Luft. Beim Punkt 2, Dunkelheit, waren sie auch zurück, haben aber sonst nichts eingetragen. Man kann nur vermuten, dass sie in der allgemeinen Aufregung und dem Chaos vor der eigenen, bzw. vor der Nachbarstür, einfach in der Luft waren um es zu beobachten und das eigene Haus zu beschützen.

Der Bienenkrimi – alles auf einen Blick.
Der Bienenkrimi – alles auf einen Blick.

Also, geraubt wurde offensichtlich ein anderes Volk in der Nähe… durch meine Bienen!

Ich versuche eine andere, beruhigende Erklärung zu finden – vielleicht war es nur ein vergessener Eimer Zuckerwasser, oder eine sehr große Sahnetorte… Möglich, aber wie oft lässt jemand so etwas über mehrere Stunden unbeaufsichtigt?

Am Folgetag war alles wieder normal. Die Quelle war entweder schon gestern zu 100% leer geräubert, oder ist sie inzwischen entfernt worden oder – was weniger wahrscheinlich ist – haben die Bienen sie über Nacht wieder vergessen.

Jetzt kann man nur hoffen, dass die Bienen keine Krankheiten nach Hause mitgebracht haben. Es tut mir Leid für die anderen Bienen. Die Befürchtungen wegen Krankheitsübertragung haben sich zum Glück nicht bewahrheitet.

Dieses Ereignis wäre ohne den Beelogger wahrscheinlich nie wahrgenommen worden. Was bleibt, ist ein immer noch starkes und gesundes Bienenvolk – und ein Imker mit schlechtem Gewissen.

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